Judith Fegerl
n-te √ (2024)
Landesberufsschule/Holztechnikum KuchlStandort
Internatsgebäude am Wissens Campus Kuchl / Landesberufsschule und Holztechnikum KuchlStandort:
Markt 136
5431 Kuchl
Architektur
Für die Schülerinnen und Schüler der Landesberufsschule und des Holztechnikums Kuchl wurde 2023 eine neues Internatsgebäude am Schulcampus errichtet. Aus einem Architekturwettbewerb ging der Entwurf des Büros sps architekten als Siegerprojekt hervor. Der 7-geschoßige Holz-Hybrid-Bau wurde in Modulbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad in kurzer Bauzeit errichtet.Künstler_in
Judith Fegerl
Judith Fegerls Kunst zeichnet sich durch ihren interdisziplinären Charakter aus und beschäftigt sich mit Themen wie Umwelt, Energie, Raum und deren Schnittstellen zum menschlichen Körper. Ihre Arbeit verwischt die Grenzen zwischen verschiedenen Medien und bezieht Elemente aus Skulptur, Installation und Zeichnung sowie aus Technologie, Wissenschaft und Forschung ein.
In ihren Installationen schafft Fegerl immersive Umgebungen, die Sinne und Raumwahrnehmung der Betrachter:innen ansprechen. Sie manipuliert Materialien und räumliche Anordnungen, um ein Gefühl der Neuorientierung oder Kontemplation hervorzurufen und die Betrachter:innen dazu zu bewegen, die Beziehung zu ihrer Umgebung zu überdenken.
Insgesamt zeichnet sich Judith Fegerls Kunst durch ihre konzeptionelle Tiefe, ihr technisches Können und ihren innovativen Ansatz zur Erforschung der Komplexität menschlicher Bezüge zu ihrer Umwelt und ihrer Wahrnehmung aus.
Mehr auf www.judithfegerl.net
Expandierendes Wurzel-Netzwerk, Totholzgarten
Im Zuge des Neubaus des Internatsgebäude am Wissenscampus Kuchl wurden 5 Künstlerinnen und Künstler zu einem Wettbewerb eingeladen, ein künstlerische Projekt für den Außenraum zu entwickeln. Judith Fegerl überzeugte die Jury mit ihrem Entwurf eines expandierenden Wurzelnetzwerks und eines Vivariums/Totholzgarten.
Die Künstlerin zu ihrer Arbeit:
„Die Jugendlichen wachsen in einer unruhigen Zeit heran. Bestimmt von vielen Unsicherheitsfaktoren und Verantwortungen, die nicht nur ihre Generation, sondern auch die darauf folgenden Generationen, prägen werden. Die größte Herausforderung ist mit Sicherheit ein respektvoller
und nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen unsere Erde. Die Rolle des menschlichen Wesens steht in der dringenden Notwendigkeit einer neuen Definition und strebt weg vom reinen Konsumieren hin zu einer gleichberechtigten demokratischen Haltung in Kommunikation, Achtsamkeit und Respekt gegenüber lebendiger und auch unbelebter Natur. Es geht darum sich mit dem Lebendigen auf unserer Erde zu verbinden.“
Text: Judith Fegerl
„Wurzeln durchwachsen und verbinden das gesamte Gelände des Holztechnikums Kuchl: Auf der grünen Wiese, der Holzfassade, in den Schulräumen, den Stiegenhäusern, an der Außenmauer und den Balkonen sind immer wieder silberfarbene Wurzelstücke zu sehen. Sie tauchen auf und verschwinden scheinbar wieder im Inneren der Materie.
Die Arbeit n-te √ von Judith Fegerl nimmt Bezug auf den Schwerpunkt der Schule. Das lebendige Material Holz steht im Mittelpunkt und ermöglicht den Jugendlichen, über die Grundlage ihrer Ausbildung zu reflektieren. Dazu wählt Judith Fegerl die Metapher der Wurzel. Wurzeln wachsen unter der Erde, quasi unsichtbar. Sie versorgen Baumgewächse mit Energie und Nährstoffen, kommunizieren und geben Halt. Fegerls n-te √ visualisiert diese natürlichen Energienetzwerke, ihre ganz spezielle Anmutung und Funktion. Die Wurzeln, die Fegerl das Gelände umspannen lässt, sind Abgüsse aus Aluminium – die glänzende silberne Farbe hebt sich deutlich von Wiese und Holzwänden ab. Die Arbeit verbindet den Innen- mit dem Außenraum sowie die einzelnen Gebäudeteile. Fegerl spannt durch ihre Materialwahl zudem den Bogen zu menschengemachten Netzwerken, Kabeln und elektrischen Leitungen, die in vielen ihrer künstlerischen Arbeiten eine zentrale Rolle spielen.
Am Eingang des Schulareals befindet sich ein Lindenbaum, der identitätsstiftend für die Schule steht. Symbolisch sind dessen Wurzeln nun an der Gebäudefassade sichtbar und verweisen auf die wahre Größe des Baumes, auch unter der Erdoberfläche.
Die Forschungen über die unterirdischen Verbindungen zwischen Pflanzen und deren artenübergreifende Kommunikation waren Inspiration für Fegerl. Sie nimmt das Bild des sich verzweigenden unterirdischen Wurzelnetzwerks auf und überträgt es sichtbar auf die Schulgemeinschaft als ein Bild für Kommunikation, Gemeinschaft, Verbindung und Entwicklung.
In unmittelbarer Nähe der Linde und weiterer neu gepflanzter Bäume befindet sich der zweite Teil von Fegerls Arbeit: ein Totholzgarten als Energielieferant und ökologisches Paradies für Pflanzen, Kleinlebewesen und Mikroorganismen. Dieser Garten steht für sich und für den respektvollen Umgang mit allen Lebewesen. Der ökologische Lebenskreislauf wird sichtbar. Natur und verantwortungsvolle kulturelle Nutzung wachsen zu einem Gesamtbild der Koexistenz zusammen.
Die Arbeit wurde vom Fonds zur Förderung von Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum beauftragt. Ganz bewusst sollen neu gebaute öffentliche Gebäude wie Schulen oder Krankenhäuser auch als Orte für zeitgenössische Kunst wahrgenommen werden. So besteht die Möglichkeit für alle Benutzer:innen und Passant:innen, zeitgenössische Kunst zu erfahren. Mit großer Sorgfalt werden die künstlerischen Konzepte für die jeweiligen Bauaufgaben individuell erarbeitet und gemeinsam abgestimmt.
In Kuchl war klar, dass Holz Thema sein wird. Die Abgüsse aus Aluminium heben das Wurzelnetzwerk als solches sichtbar hervor, das Material unterstreicht die Idee der Leitfähigkeit. Die natürliche Oberfläche des Holzes bleibt im Abguss sehr gut sichtbar. Überall dort, wo die Wurzeln für Betrachter:innen erreichbar sind, sollte man die Oberfläche tatsächlich erspüren können. So ist es nicht nur der optische Reiz, der die Arbeit interessant macht, sondern auch ihre haptische Eigenschaft.
n-te √ von Judith Fegerl macht das komplexe Ökosystem Wald begreiflicher und fordert uns als Betrachter:innen auf, achtsam zu sein und der eigenen Verortung in den komplexen Systemen des menschlichen Miteinanders nachzuspüren.“
Text: Martina Berger-Klingler
Technik
- Aluminiumguss, 44 Stück
- Vivarium/Totholzgarten